Monatsabschlüsse im Accounting: Strukturen für Verlässlichkeit schaffen

Monatsabschlüsse im Accounting: Strukturen für Verlässlichkeit schaffen
  • 04.09.2025
  • Lesezeit 4 Minuten

Ein verlässlicher Monatsabschluss ist längst Pflicht. Standardisierte Abläufe, klare Zuständigkeiten und technische Integration machen ihn zum steuerungsfähigen Element – auch im Mittelstand.

Der Monatsabschluss ist in vielen Unternehmen längst mehr als ein freiwilliger Zwischenstand. Ob als Grundlage für gruppenweites Reporting, als Erwartungshaltung institutioneller Investoren oder zur internen Steuerung: Eine verlässliche Abschlussstruktur wird zunehmend zur operativen Notwendigkeit – auch im Mittelstand.

Zugleich zeigt sich in der Praxis: Während die Anforderungen steigen, sind die Voraussetzungen auf Seiten der Unternehmen oft nicht ideal. Prozesse sind nicht standardisiert, die Systemlandschaft ist heterogen, und personelle Ressourcen im Accounting sind begrenzt. Wer Monats- oder Quartalsabschlüsse dennoch effizient und belastbar organisieren will, muss die Strukturen systematisch ausrichten – fachlich, technisch und organisatorisch.

Monatsabschlüsse: Zielbild, Nutzen und Realität

Ein professionell aufgesetzter Monatsabschluss schafft Transparenz – sowohl für Geschäftsführung und Controlling als auch für Gesellschafter, Aufsichtsgremien oder Investoren. Er ermöglicht zeitnahe Abweichungsanalysen, Liquiditätsplanung und Ergebnissteuerung. In internationalen Gruppen ist er oft Voraussetzung für konsolidierungsfähiges Reporting nach festen Fristen.

Je nach Unternehmensstruktur erfolgt der Abschluss monatlich oder quartalsweise – bei börsennahen Gesellschaften oder Beteiligungen häufig auch mit prüfungsnaher Tiefe. Die Anforderungen unterscheiden sich im Detail, doch die zugrunde liegenden Prozesse ähneln sich.

In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Unternehmen mit der Umsetzung ringen:

  • Belege werden nicht tagesaktuell verarbeitet
  • Abgrenzungen erfolgen pauschal oder zu spät
  • Rückstellungen werden aufgeschoben bzw. nur im Rahmen des Jahresabschlusses gebucht
  • Abstimmungen mit Controlling, Steuer oder HR laufen informell oder verspätet
  • Standardisierte Abschlussvorgaben fehlen – ebenso wie ein definierter Zeitplan

Das Resultat: Der Monatsabschluss ist zeitintensiv, ungenau und nicht steuerungsrelevant. Entscheidungen basieren auf Schätzungen oder Rückfragen, nicht auf belastbaren Zahlen.

Strukturelle Schwächen erkennen und gezielt adressieren

Die Gründe für unstrukturierte Abschlüsse sind vielfältig – und meist nicht im Know-how, sondern in den Abläufen zu finden:

  • Fehlende Standardisierung: Jeder Monats- oder Quartalsabschluss beginnt organisatorisch bei null, statt einem festen Ablauf zu folgen
  • Ressourcenabhängigkeit: Prozesse hängen an Einzelpersonen – mit entsprechenden Risiken bei Krankheit oder Fluktuation
  • Unklare Zuständigkeiten: Verantwortlichkeiten für Kontenabstimmungen, Abgrenzungen oder Nachbuchungen sind nicht klar geregelt
  • Systemgrenzen: ERP-, Faktura- oder Bankensysteme sind nicht eingebunden oder nicht automatisiert integriert
  • Zeitdruck: Abschlüsse werden „nebenher“ erledigt – ohne klare Priorisierung im Betriebsalltag

Was in der Praxis funktioniert

Unternehmen, die Monats- oder Quartalsabschlüsse verlässlich umsetzen, setzen auf vier zentrale Hebel:

  1. Ein fester Abschlusskalender – mit klaren Terminfenstern für Belegverarbeitung, Kontenabstimmung, Rückstellungen, Ergebnisabstimmung
  2. Standardisierte Buchungslogiken und Abgrenzungen – z. B. für Bonuszahlungen, Lieferantenrechnungen, Leistungsabgrenzung
  3. Technische Einbindung von Vorsystemen – wie ERP, Fakturierung, Zeiterfassung, Zahlungsverkehr
  4. Transparente Aufgabenverteilung – inkl. klarer Kommunikation mit Controlling, HR, Einkauf oder Steuerberatern

Wo diese Elemente strukturiert etabliert sind, sinkt nicht nur der Zeitaufwand – auch die Ergebnisqualität steigt deutlich. Der Monatsabschluss wird nicht länger als Unterbrechung des Tagesgeschäfts erlebt, sondern als integrierter Teil des Steuerungssystems.

Technologie als Unterstützung – nicht als Ersatz

Digitale Belegverarbeitung, automatisierte Buchungen und systemgestützte Workflows können den Monatsabschluss erheblich beschleunigen. Entscheidend ist jedoch, dass Systeme in klar strukturierte Abläufe eingebettet werden – nicht umgekehrt.

Seit dem 1. Januar 2025 gilt in Deutschland die verpflichtende Einführung der E-Rechnung für inländische B2B-Umsätze (§ 14 Abs. 2 UStG). Damit wird die elektronische Belegverarbeitung zur gesetzlichen Anforderung – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Prozesse, Systemlandschaft und Datenqualität.

Gerade bei der Integration in ERP-Systeme oder Plattformen zur Belegarchivierung, Zahlungsabwicklung oder Fakturierung zeigt sich, dass technologische Anbindung keine Zusatzoption mehr ist – sondern ein Teil der Compliance.

Accounting als Dienstleistung – was externe Partner leisten können

In kleinen und mittleren Gesellschaften, aber auch in schnell wachsenden Strukturen, lässt sich ein professioneller Abschlussprozess intern nicht immer effizient abbilden. Ein externer Accounting-Partner kann hier weit mehr leisten als nur die Buchhaltung:

  • Verlässliche Organisation des Monatsabschlusses – auch bei komplexen (Investoren)Anforderungen
  • Stabile Fristen, klare Kommunikation und definierte Verantwortlichkeiten
  • Erfahrung in der Integration von ERP-, Reporting- und Steueranforderungen
  • Einbindung in interdisziplinäre Themen – etwa Umsatzsteuer, Rückstellungen, Verrechnungspreise oder Pillar-II-relevante Datenpunkte
  • Unabhängigkeit von Personalrisiken wie Kündigung, Krankheit oder Elternzeit

Besonders bei Beteiligungen durch Private Equity oder institutionelle Investoren gilt: Die Qualität und Verlässlichkeit des Reportings ist ein zentrales Element zur Sicherung der Steuerungsfähigkeit.

Fazit: Struktur entscheidet

Ob monatlich oder quartalsweise – der Abschlussprozess muss belastbar sein. Unternehmen, die ihn klar strukturieren und technisch wie organisatorisch in ihre Abläufe integrieren, profitieren mehrfach: Sie gewinnen Zeit, Qualität und Vertrauen – und machen das Accounting zu einem verlässlichen Baustein ihrer Steuerungsarchitektur.

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Autoren dieses Artikels

Marcel Radke

Partner

Steuerberater

Kerstin Winkler

Partner

Steuerberaterin

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