Accounting im Portfolio: Steuerung auch ohne CFO-Struktur sichern

Accounting im Portfolio: Steuerung auch ohne CFO-Struktur sichern
  • 24.07.2025
  • Lesezeit 3 Minuten

Ohne CFO kann Buchhaltung in Unternehmensgruppen schnell ins Leere laufen. Klare Prozesse und einheitliche Vorgaben sichern die Steuerungsfähigkeit in Beteiligungsstrukturen.

In Beteiligungsstrukturen, Portfoliogesellschaften oder wachsenden Unternehmensgruppen ist das Fehlen einer eigenen Finanzleitung nicht ungewöhnlich. Häufig liegt die Verantwortung für das Rechnungswesen bei der Geschäftsführung oder operativen Einheiten – in manchen Fällen ist das Accounting sogar vollständig ausgelagert.

Was auf den ersten Blick effizient wirkt, kann sich im Alltag als strukturelles Risiko erweisen: Fehlende Schnittstellen zwischen Accounting, Steuerberatung und Beteiligungsebene, unklare Zuständigkeiten bei Jahresabschlüssen oder Reportingpflichten und erheblicher Abstimmungsaufwand – besonders dann, wenn externe Anforderungen zunehmen.

Kein CFO, keine Steuerung? Nicht zwingend.

Eine fehlende Finanzleitung bedeutet nicht zwangsläufig ein Defizit – vorausgesetzt, das Accounting ist klar strukturiert und professionell eingebunden. Gerade in Portfoliostrukturen mit mehreren Beteiligungen oder Beteiligungsphasen ist entscheidend, dass die buchhalterischen Prozesse nicht nur formal korrekt, sondern auch inhaltsbezogen abgestimmt sind.

Das betrifft u. a.:

  • Monats- und Jahresabschlüsse mit Konsistenz über Beteiligungen hinweg
  • Reportingstrukturen und Terminlogik (z. B. zu Holdings, Banken, Investoren)
  • Umgang mit Bewertungsthemen, Rückstellungen und Ausschüttungen
  • Kommunikation mit Steuerberatung und Prüfung – auch ohne CFO als Schnittstelle

Die Praxis zeigt: Der Engpass liegt nicht in der Buchung, sondern in der Steuerung

In vielen Portfoliogesellschaften funktioniert die Buchhaltung operativ zuverlässig. Die Herausforderung entsteht an der Schnittstelle zur steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Einordnung. Typisch sind Fälle, in denen:

  • operative Gesellschaften Rückstellungen bilden oder auflösen – ohne Abstimmung mit dem Beteiligungscontrolling
  • Bilanzpolitik über Zeiträume wechselt, weil keine zentralen Vorgaben bestehen
  • die Bewertung von Beteiligungen, Vorräten oder Projekten uneinheitlich erfolgt
  • steuerliche Sachverhalte nicht kommuniziert werden, obwohl Reportingpflichten bestehen

Diese Effekte sind selten Folge technischer Fehler – sondern das Ergebnis fehlender Struktur im Zusammenspiel zwischen Accounting und Eigentümerfunktion.

Accounting: Strukturen statt Hierarchie

Eine eigene CFO-Funktion ist nicht zwingend notwendig – aber klare Rollen, standardisierte Prozesse und verlässliche Kommunikationswege schon.

Die Beteiligungsebene muss sicherstellen, dass die operativen Einheiten:

  • inhaltlich steuerlich eingebunden sind
  • über einheitliche Bilanzierungsrichtlinien verfügen
  • wissen, wer für Abstimmungen zuständig ist
  • Fristen, Verantwortlichkeiten und Eskalationswege kennen

Das gilt nicht nur für kapitalmarktorientierte Holdings – sondern ebenso für Familiengesellschaften mit Beteiligungen, Private Equity-Strukturen oder Unternehmensgruppen mit heterogener Führung.

Professionelles Accounting braucht keinen Titel, sondern Struktur, Verantwortung und Einbindung

Die Buchhaltung operativer Gesellschaften entfaltet ihren Wert nicht allein durch korrekte Zahlen – sondern durch ihre Einbindung in einen größeren Zusammenhang: steuerlich, bilanziell und strategisch.

Wo CFO-Strukturen fehlen, können klare Prozesse, externe Begleitung und definierte Schnittstellen helfen, die notwendige Steuerungsfähigkeit dennoch herzustellen.

Entscheidend ist nicht, wer im Organigramm steht – sondern wer die Verantwortung übernimmt. 

Sie haben Fragen dazu? Sprechen Sie uns gerne an. 

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Autoren dieses Artikels

Marcel Radke

Partner

Steuerberater

Kerstin Winkler

Partner

Steuerberaterin

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