Nahezu Rückkehr zur linearen Zinsstrukturkurve dank der beschlossenen „Sondervermögen”

Nahezu Rückkehr zur linearen Zinsstrukturkurve dank der beschlossenen „Sondervermögen”
  • 09.05.2025
  • Lesezeit 4 Minuten

Der aktuelle Baker Tilly Finanzierungskompass zeigt für Q1 2025 eine Reduktion der Zinssätze für Unternehmenskredite nur im kurzfristigen Laufzeitband ≤ 1 Jahr. Im mittelfristigen Laufzeitband > 1 Jahr und ≤ 5 Jahre ist hingegen kaum eine Veränderung zum Q4 2024 erkennbar.

Die Unternehmenskredite sind im langfristigen Laufzeitband > 5 Jahre angestiegen. Inzwischen ist wieder eine flache (bis 3 Jahre) bzw. lineare (ansteigende) Zinsstrukturkurve (ab 3 Jahre) seit Verkündung der Sondervermögen am 04.03.2025 erkennbar.

Die Hoffnung auf eine weitere EZB-Leitzinssenkung im Jahr 2025 besteht fort, trotz einer stabilen (Kern)Inflation. Mit 0,25 % hat die EZB hier am 17. April einen weiteren Schritt gemacht. 

Unverändert: Restriktive Kreditvergabe der Banken 

Aufgrund der nach wie vor schwachen wirtschaftlichen Entwicklung und des Drucks auf Bonitäten / Ratings mit den Jahres- / Konzernabschlüssen 2024 ist unverändert eine restriktive Kreditvergabe der Banken zu beobachten. Auch erwarten wir bei einzelnen Banken eine „Neu-Positionierung“ im Kreditgeschäft. Für kleine und mittelständische Unternehmen ist sogar ein neuer Höchststand der KfW-ifo Kredithürde ausgewiesen.  

Ausblick 

Wir erwarten für 2025 eine vollständige Entwicklung zur linearen (ansteigenden) Zinsstrukturkurve, d.h. Reduktion der Unternehmenskreditzinsen im Laufzeitband ≤ 1 Jahr und stabile bzw. leicht steigende Unternehmenskreditzinsen im Laufzeitband > 1 Jahr.  

Spannend wird sein, wie sich die neue Bundesregierung in Deutschland sowie die geopolitische Lage (u.a. laufende Ankündigung von Importzöllen der USA) in den nächsten Monaten auf Wirtschaft und Zinsniveau bzw. Renditeerwartungen auswirken werden. Die hohe Unsicherheit dürfte in den nächsten Monaten weiterhin Bestand haben.  

Finanzierungsmarktumfeld getrübt 

Im ersten Quartal 2025 war das Finanzierungsmarktumfeld trotz nochmaliger Reduzierung der Referenzzinsen weiter eingetrübt. Die Finanzierungsanforderungen und -strukturen der Banken sind weiter restriktiv, speziell im Non-Investment-Grade-Bereich. Auch erwarten wir bei einzelnen Banken eine „Neu-Positionierung“ im Kreditgeschäft. Die hohen Kredithürden treffen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen.  

Wie haben sich die Zinsen für Unternehmenskredite im 4. Quartal 2024 entwickelt? 

Die Zinssätze für Unternehmenskredite waren im 1. Quartal 2025 nur im Laufzeitband ≤ 1 Jahr rückläufig (-0,27 % bis -0,48 %). Im Laufzeitenband > 1 Jahr und ≤ 5 Jahre waren die Zinssätze für Unternehmenskredite nahezu stabil und im Laufzeitenband > 5 Jahre war sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen (+0,14 % bis +0,20 %).  

In Bezug auf die Referenzzinsen (EURIBOR-Sätze) war durch die EZB-Leitzinssenkungen in Q1 2025 eine entsprechende Reduzierung über alle Laufzeiten zu beobachten. Auch hier war der Rückgang für die kurzfristigeren Sätze (1M und 3M EURIBOR) stärker als der Rückgang der langfristigeren Sätze (6M und 12M EURIBOR). Eine vergleichbare Entwicklung war bei den EURIBOR Swap-Sätze zum Ende des Q1 2025 erkennbar. 

Dementsprechend hat sich die „Normalisierung“ der Zinsstrukturkurve auch in Q1 2025 fortgeführt bzw. ist eingetreten. Bis zu einer Laufzeit von 3 Jahren ist eine flache Zinsstrukturkurve und ab einer Laufzeit von 3 Jahren eine leicht steigende Zinsstrukturkurve zu beobachten.  

Die inzwischen stabile (Kern)Inflation und weiterhin schwache Konjunkturdaten in einigen Euro-Ländern (insbesondere in Deutschland) werden die Forderungen nach weiteren EZB-Leitzinssenkungen nicht verstummen lassen. Wir halten zusätzliche Leitzinssenkungen von 25 bps bis 50 bps im Jahr 2025 der EZB für wahrscheinlich, sofern die (Kern-)Inflation wie erwartet stabil bleibt bzw. sich abschwächt. Die Reduktion der EZB-Leitzinsen würde aber nur zu geringeren Liquiditätskosten der Banken und Referenzzinsen im Laufzeitband ≤ 1 Jahr führen.  

Das makroökonomische und politische Umfeld sowie die Basel-IV-Einführung hat für Unternehmen weiterhin hohe Herausforderungen bei den Finanzierungsgesprächen zur Folge. Die schwache konjunkturelle Entwicklung, ggf. schlechtere Ratings für die Jahres-/Konzernabschlüsse 2024 und die verhaltenen Zukunftsaussichten werden weiter zu einer restriktiven Kreditvergabe, konservativeren Finanzierungsstrukturen und stabilen bzw. leicht steigenden Kreditmargen im Jahr 2025 führen.   

Unternehmen in schwierigen Branchen und/oder ohne Investment Grade Rating sollten sich auf längere und schwierige Finanzierungsverhandlungen einstellen. Wir empfehlen deshalb eine offene Kommunikation und den frühzeitigen Beginn etwaiger Finanzierungsgespräche. Gegebenenfalls sollte auch die Aufnahme neuer Finanzierungspartner und alternativer Finanzierungsinstrumente vorausschauend geprüft werden.

Finanzierungskompass Q1 2025

 

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