Baker Tilly Künstlerstipendium 2023

Was auf den ersten Blick schön erscheinen mag, wirkt bei genauerer Betrachtung merkwürdig. In vielfältiger Wiederholung verschränken und überlappen sich die abgebildeten Elemente. Je länger wir schauen, umso mehr dekonstruieren sich die gemalten Inhalte. Wir beobachten, wie sich die Gegenstände selbstständig in Bewegung setzen, bis sie in einer spielerischen Choreografie miteinander tanzen. Die dargestellten Gruppierungen werfen ihre Schatten, verändern Formen und Zustände, und werden zu Performance-Stücken auf Leinwand.

Antonia Rodrian hält ihre Bildideen zunächst in Zeichnungen fest. Mithilfe von dünner Ölfarbe und wenigen Schichten schafft sie auf der Leinwand eine Komposition, die so unheimlich wie theatralisch wirkt, wenn zum Beispiel Pinsel ohne Borsten Farbe auf kordeldicke Haare streichen. Wir verstehen trotzdem genau, was da geschieht: Etwas soll schöner werden, aber es verliert sich in Abstraktion und entgleitet dem menschlichen Handeln. Wie ausgeschnitten aus dem großen Ganzen, wie ein Zitat, das die Wirkung der Bilder noch verstärkt, wirken die „Shaped Canvases“, die kleinen runden Leinwände der Malerin. Tondi, seit der Antike ein beliebtes Format, dienten oft als Gestaltungselement in der Architektur. Diesen Gedanken hat Antonia Rodrian aufgegriffen und mit ihrer Reihe den Gang in eine luftige Gemäldegalerie verwandelt.